Jugendabwanderung: Was die Politik tun kann
Das Regionalmanagement Obersteiermark Ost stellt einen Leitfaden mit Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung sowie jugendgerechte Kommunikationsmaßnahmen vor





Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Problem der Jugendabwanderung in ländlichen Gebieten beschäftigte sich das Regionalmanagement Obersteiermark Ost. „Die demographische Entwicklung stellt uns vor ehebliche Herausforderungen. Der regionale Arbeitsmarkt leidet genauso wie die Infrastruktur vor Ort", weiß Regionalmanager Jochen Werderitsch. „Deshalb haben wir dieses Modellprojekt ins Leben gerufen, um uns die Gründe der Abwanderung genauer anzusehen. Ein derartiges Projekt hat es in unserer Region noch nicht gegeben", so Werderitsch.
Jugendmanagerin Valerie Böckel leitete dieses Modellprojekt, das die konkreten Gründe des Gehens und Bleibens von jungen Menschen beleuchtete. „Ziel dieses Projektes war es, eine Bestandsaufnahme der Situation zur Jugendabwanderung in den Bezirken Leoben und Bruck-Mürzzuschlag durchzuführen. Zudem sollte das Projekt modellhaft darstellen, wie der Prozess einer möglichst umfassenden Untersuchung zur Thematik exemplarisch gestaltet sein kann, um auch in anderen Region umgesetzt werden zu können", erklärte Valerie Böckel bei der gestrigen Präsentation. Gefördert wurde das Projekt vom Bundeskanzleramt Österreich und dem Land Steiermark.
Umfangreiche Ergebnisse liegen vor
Ausgangspunkt für das Modellprojekt „Jugendabwanderung im ländlichen Raum" war eine vom renommierten Institut für Jugendkulturforschung und -kulturvermittlung erstellte Expertise, die einen ersten Überblick über die Lebenssituation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Land bietet. Die Fachstelle beteiligung.st ergänzte diese allgemeine Expertise um den regionalen Fokus. Der 105 Seiten starke Berichtsband gibt somit einen umfassenden Einblick in die Wanderungsmotive von Jugendlichen aus Leoben und Bruck-Mürzzuschlag.
Auf Basis dessen diskutierten im Jänner dieses Jahres Experten aus dem In- und Ausland über das Image der Region, die Familieninfrastruktur, über Ausbildung, Lehre, Arbeit sowie die Themen Jugendinfrastruktur und Jugendbeteiligung.
Plus für Region, minus für Infrastruktur
Um die Perspektive der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu eruieren, führte die Fachstelle beteiligung.st drei Gruppendiskussionen mit jungen Bewohnern der Region durch. Schüler, Lehrlinge und Studierende sprachen über die Vor- und Nachteile ihrer Heimat. „Interessant ist, dass die meisten Befragten durchaus gerne in der Region leben, jedoch die unzureichende öffentliche und Freizeitinfrastruktur bemängeln. In punkto Arbeitsplätze sind vor allem die Schüler unzufrieden, da sie meinen, dass es für sie keine nicht-technik-bezogenen Arbeitsplätze gibt", fasste Böckel zusammen. Es fehle an einer zentralen Informationsplattformen, die alle möglichen Angebote bündelt.
Auf Basis dieser Diskussionen wurde ein Argumentekatalog für junge Menschen erarbeitet: „10 gute Gründe in der Obersteiermark Ost zu wohnen." Dabei wurden Argumente aus den Bereichen Beruf und Karriere sowie hoher Lebensstandard herangezogen und in jugendgerechter Sprache aufbereitet.
9 Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung
Schließlich wurden alle vorangegangenen Projektergebnisse analysiert und in einem Leitfaden mit Grundlagen und Handlungsempfehlungen für Regionalprojekte gegen die Jugendabwanderung zusammengefasst. Dieser Leitfaden unterstützt vor allem Gemeinden und Regionen bei der Organisation und Durchführung eigener Projekte rund um das Thema. „Es werden beispielsweise Empfehlungen ausgesprochen, wie Gemeinden Jugendliche besser in ihre Kommune einbeziehen können", sagte Werderitsch. Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung ergänzte: „Zentral ist hier vor allem, dass die handelnden Personen sich genau mit den Bedürfnissen der Jugend auseinandersetzen - und zwar mit allen Jugendlichen und nicht nur mit jenen, die ohnehin schon in kommunalen Institutionen verankert sind."
Kommunikation für die Jugend
Um die Stärken der Region zielgruppengerecht zu kommunizieren, beauftragte das Regionalmanagement den Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, der eine Kommunikationsstrategie für die Zielgruppe Jugend erarbeitete. „Es ist ausgesprochen wichtig, dass man die Anforderungen an die Jugendsprache kennt und weiß, welche Stilmittel in der Jugendkommunikation eingesetzt werden können", so Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier. Auf Basis dieses Konzeptes sowie der vorangegangenen Projektergebnisse entwarf das Institut für Jugendkulturforschung schließlich noch eine Umsetzungsmaßnahme. In den nächsten Monaten werden an den regionalen Schulen Freecards verteilt, die die Stärken der Region auf lustige und zum Teil auch offensive Art und Weise darstellen.
Download
Auf der Website des Regionalmanagements unter www.obersteiermark.at können alle Projektergebnisse im
Downloadbereich heruntergeladen werden.